von Dr. Joseph Schwieters
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Lebhaft erinnere ich mich aber daran, dass auf dem Dachboden neben einer alten
Truhe, einem Korb Kinderwagen, ausgedienten Petroleumlampen sowie antiken
Werkzeugen eine Handmangel aus Omas Zeiten stand. In Betrieb habe ich diese nie
gesehen. Sie wurde offenbar zu meiner Zeit nicht mehr benutzt. Ich weiß das deshalb
so genau, weil der Dachboden mein Refugium war. Dahin zog ich mich zurück, wenn
ich allein sein wollte. Oft beschäftigte ich mit den alten Büchern meines Onkels, der
Theologie studierte hatte, die dort in einem Schrank aufbewahrt wurden.
An das Bleichen der Wäsche kann ich mich nur ganz dunkel erinnern. Die auf dem
Rasen ausgebreitete Wäsche wurde mehrmals am Tag mit einer Gießkanne be-
sprengt.
Ob unsere Wäsche im größerem Rahmen auf unserer Wiese hinter Düing betrieben
wurde, kann ich nur wegen des Namens Bleik vermuten. Allerdings waren dort alle
Voraussetzungen zum Bleichen gegeben. Sie war gut mit einem Pferdewagen zum
Bringen und Abholen der Wäsche zu erreichen. Gegenüber der Einfahrt zur Wiese
war die Dillerbirk die Grenze. Diese hatte kristallklares Wasser, in dem wir als Jungen
mit einem an 4 Ecken verknoteten Taschentuch durchsichtige ca. 15 cm kleine Aale
sog. Glasaale gefangen haben, die nur in ganz sauberem Wasser, so wie es auch zum
Bleichen benötigt wird, leben können.
Gerade fällt mir wieder ein, dass ein weiteres Argument dafür spricht, dass die Bleik
Wiese zum Bleichen benutzt wurde. Meine Großmutter hat in ihrer Ausschreibung zur
Verpachtung der Kuhweiden vom 27. April 1900 in einem Bleistiftvermerk darauf
hingewiesen, dass die Pächter an der Straße nach Schöppingen die Auflage erhalten
haben, Bleichen und Waschen in der bisher üblichen Weise zu dulden. Bei dieser
Sachlage kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass unsere Bleik
mit ihrer ganzen Fläche zum Bleichen benutzt wurde.
Hierfür spricht auch, dass unser damals sehr gut gehendes Hotel eine Menge
Weißwäsche verbrauchte.
Was hat das jedoch alles mit der weißen Frau von Persil zu tun? Eigentlich nichts!
Aber diese weiße Frau war über Jahrzehnte das Wahrzeichen für die weiseste
Wäsche, die es je gab und hatte so eine große Werbewirksamkeit. Darauf wollte ich
nur hinweisen und im Zusammenhang damit erklären, dass mit dem Bleichen das
gleiche Ziel verfolgt wurde. Nur war die damit verbundene Arbeit seinerzeit wesentlich
kräftezehrender als das Waschen heute. In nicht wenigen Fällen führte das gerade
bei Frauen zu schweren Gesundheitsschäden.
Dieser Frauen sollten wir dankbar gedenken, die auf ihre Weise unbewusst zur
Weiterentwickelung der Waschmittel Forschung beigetragen haben. Sie waren sozu-
sagen die Vorläufer dafür, dass wir jetzt so eine hervorragende Waschmittelindustrie
haben, auf die wir stolz sein können.
So hat ein Blick in die Geschichte gezeigt, wie lang der Weg war bis wir durch
Zusammenarbeit von Praxis, Erfahrung und Wissenschaft unseren heutigen Standard
erreicht hatten,