Wichtige Ereignisse in meinem Leben
3298
von innen den beruhigenden Blick in die Münsterländische Parklandschaft auf mich
wirken lassen. Es war wunderbar und daher für mich unvergesslich.
Auch durfte ich damals schon beim Einläuten des Sonntags am Samstagabend al-
lein die kleine Angelusglocke bedienen, worauf ich sehr stolz war. Das alles waren
Dinge, die sich bei mir positiv auswirkten.
Ich erinnere mich auch daran, dass ich mit Margret Schwieters von unserem
Kamp kommend oben auf einem Heuwagen sitzend am Bahnhof in die Bahnhofstra-
ße fuhren. Diese sah aus wie eine Allee aus Linden, die in voller Blüte standen.
Nach den Blüten zu greifen und diese zu fangen, bereitete uns ein besonderes Ver-
gnügen, das für mich unvergesslich war.
An dieser Stelle möchte ich noch ein Dönken von Postagent Onkel Karl Schwie-
ters bringen, der ein Heeker Original und dem Alkohol nicht abgeneigt war. Er war
mal wieder unterwegs mit einer Schaufel auf dem Rücken, die vortäuschen sollte er
komme von der Arbeit und sagte – so habe ich es erlebt - „Ik was Göen Öpel streu-
en.“, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Auf meine Frage, wie alt er sei,
seine Antwort: „80 Jaor“. Darauf ich: „Dat is aover en schön Oller“, seine verärgerte
Antwort: „Dumme Jung, dumme Jung, dat is keen schön Oller, dat is een haug Oller.“
Als ich im März 1944 als erst 17jähriger zur Luftwaffe eingezogen wurde, spielte
der Kirchturm dabei keine Rolle und auch nicht als ich am Vorabend meines 19. Ge-
burtstages am 1. August 1945 aus dem Krieg zurückkam, war alles wie immer. Erst
bei den Recherchen zu diesem Beitrag habe ich erfahren, dass am Gründonnerstag
1945 die feindliche Artillerie ein großes Loch in den Kirchturm geschossen hat.
Darüber ist in der Ortschronik zu lesen: „Gründonnerstag Beschuss der feindlichen
Artillerie auf Heek. Im Kirchturm großes Loch aber sonst wenig Schäden. Karfreitag
hatten schon viele Dorfbewohner die weißen Fahnen rausgehängt aber Samstag
kam die SS und hat sie abgehängt. Karsamstag kamen die alliierten Truppen über
die Ahler Straße nach Heek. Unser Bürgermeister Johann Schlichtmann ging am
Ortsausgang auf dem Ludgerusring den Panzern mit einer weißen Fahne entgegen
und bat um Schonung für das Dorf. Er ahnte nicht, dass ausgerechnet auf dieser
Straße Minen lagen. Einer der Panzerspähwagen rollte über eine und explodierte, es
gab zwei Tote. Dafür wurde aber nicht der Bürgermeister verantwortlich gemacht.
Meine 2. jetzige Frau stammt aus dem katholischen Bayrisch-Schwaben. Dort
werde ich manchmal gefragt, welcher Landsmann ich sei. Wie aus der Pistole ge-
schossen lautet meine Antwort: „Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale,
nämlich ein Münsterländer, - Gott sei Dank!“ Dann frage ich die Anwesenden, ob ich
das nicht schön gesagt hätte, was immer bejaht wird. Nun erst erkläre ich, der
Spruch sei jedoch nicht von mir, sondern er stamme aus der Feder der Annette von
Droste-Hülshoff, der größten Dichterin des Münsterlandes. Sie wurde am 10. Januar
1797 auf dem Wasserschloss Hülshoff bei Münster geboren und hat nach dem frü-
hen Tod ihres Vaters viele Jahre mit ihrer Mutter auf deren Witwensitz, dem Rüsch-
haus, gelebt, welches auch in der Nähe von Münster liegt. Vermutlich hat sie in die-
ser Zeit die nicht vollendete Prosaskizze „Bei uns zulande auf dem Lande“ geschrie-
ben, dessen Einleitungssatz lautet: „Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale,
nämlich ein Münsterländer - Gott sei Dank!“
Ich lebe jetzt schon viel länger in Münster als ich in Heek gelebt habe und fühle
mich hier auch wohl. Ich bin Mitglied des Arbeitskreises der Behördenleiter sowie im
plattdeutschen Gesprächskreis Kinderhaus und sonstigen Einrichtungen der Stadt,