von Heinz Schaten
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1933 – 1939
Sechs Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde im April 1933 durch den
Reichsminister für Luftfahrt, Hermann Göring, der Reichsluftschutzbund (RLB) gegrün-
det, der die Aufgabe hatte,
„das deutsche Volk auf nationaler Grundlage von der le-
benswichtigen Bedeutung des Luftschutzes zu überzeugen!“
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Bereits im Ersten Welt-
krieg hatten Flugzeuge wirkungsvoll in das Kriegsgeschehen eingegriffen. Die Luftwaf-
fen der Nationen hatten sich dann bis 1933 effektiv weiterentwickelt und waren nun
auch für die Menschen in den Städten und Dörfern zu einer großen Gefahr geworden.
Die Absicht des Reichsministers war es daher, möglichst bald eine straffe Organisation
aufzubauen, die in der Lage war, dieser Gefahr für die Zivilbevölkerung strukturiert und
gut gerüstet entgegenzutreten.
Zu diesem Zweck wurde der
Reichsluftschutzbund in Landes-
gruppen aufgegliedert, aus de-
nen wiederum Kreis- und Orts-
gruppen gebildet wurden.
Die verantwortlichen Organe
handelten schnell. Bereits im
April 1934 wurden den Behör-
den, so auch dem Amt Nienborg,
Schulungskurse angeboten, die in Münster stattfinden sollten. Themen waren Luftrüs-
tung und Angriffswaffen der Gegner und deren Wirkung, Gegenwirkung gegen Angriffe
(Luftschutz), die Chemischen Kampfstoffe, die Gasmaske, Brandbomben und deren
Wirkung.
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Im Juni 1934 wollte man wissen, ob die Kommunen schon Luftschutzmaß-
nahmen und wenn ja welche, getroffen hätten. Dies jedoch sei verfrüht, zumindest für
die Dörfer Heek und
Nienborg, wie Amts-
bürgermeister Jo-
hann Schlichtmann
meldete:
„Bei den
hiesigen ländlichen
Verhältnissen und den
kleinsten Dienststel-
len, wird kaum eine
Luftgefahr bestehen
und scheinen mir be-
sondere Maßnahmen
nicht notwendig. Ich
habe daher keine be-
sonderen Luftschutz-
maßnahmen getrof-
fen.“
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Das mag für
1934 gegolten ha-
ben, aber das sollte
sich in späteren Jahren dramatisch ändern.
Wenn Luftschutz für die Bevölkerung
„lebenswichtige Bedeutung“
hatte, so galt dies
in besonderem Maße auch für die Schulen. Sie waren vorrangig zu sichern, wie es die
Anordnung des Ministeriums im März 1935 verlangte. Es wurden detaillierte Luft-
schutzmaßnahmen (Verdunkelung, Deckungsgräben) vorgeschlagen, unter anderem
mit dem zynischen Anmerken, dass diese auch in jüdischen Schulen notwendig seien,
Amtsbürgermeister Johann Schlichtmann / Amt Nienborg
Haus Wohnung, um 1934 –
Appell freiwilliger Arbeitsdienst
(Repro: GA Heek)