von Heinz Schaten
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In solchen „euphorisch-nationalen Tönen“ begleitete fortan die Nienborger
Schulchronik neben alltäglichen Schulvorkommnissen den weiteren Kriegsverlauf
in Kommentaren und Bildern.
In Heek und Nienborg
aber schien der reale
Krieg weit entfernt. Ru-
hig waren die Tage und
Nächte. Noch! Noch wa-
ren keine feindlichen
Flugzeuge direkt über
den Dörfern gesichtet
worden und keine Bom-
ben gefallen. Über die
örtlichen Selbstschutz-
kräfte jedoch – in Heek
290 und in Nienborg 260
Männer und Frauen –
entsprechend geschult
und in ständiger Alarm-
bereitschaft – legte sich
eine nervöse Anspan-
nung. Man rechnete nun stets mit Fliegerangriffen. Wenn sie denn kommen sollten,
glaubte man gut gerüstet zu sein. Was jedoch immer wieder bemängelt wurde, war die
Verdunkelung, die schlecht oder oft gar nicht durchgeführt worden war. Wegen der
latenten Luftgefahr wies der Amtsbürgermeister alle Bewohner, wie schon so oft, auf
die vollständige Verdunkelung gleichzeitig aber auch auf die Instandhaltung der Luft-
schutzkeller hin. All dieses fruchtete scheinbar hier, aber auch andernorts so wenig,
dass Reichsleiter Martin Bormann im August die Behörden anmahnte:
„Der Führer hat in den letzten Nächten feststellen müssen, dass die Verdunkelungsvor-
schriften in einzelnen Ortschaften sehr mangelhaft befolgt wurden. Der Führer wünscht,
dass durch die Ortsgruppenleiter und die Amtswalter ab sofort eine genaue laufende Kon-
trolle eingesetzt wird. Die die Verdunklungsvorschriften zuwider handelnden Volksgenos-
sen, sind darüber zu belehren, dass sie durch ihren gewissenlosen Leichtsinn, auf das
schwerste Leben und Eigentum anderer Volksgenossen gefährden, denn selbstverständ-
lich bieten alle Lichtquellen feindlichen Fliegern die Möglichkeit des Anfluges und des Bom-
benabwurfes. Sollten einzelne Volksgenossen, trotz neuerlicher Belehrung, die Verdunke-
lungsvorschriften nicht beachten, können sie mit Stromentzug von mindestens 8 Tagen
bestraft werden. Sofern in ganzen Ortschaften ungenügend abgedunkelt ist, soll diesen
Ortschaften der Strom mindestens 1 Woche durch die zuständigen Landräte gesperrt wer-
den.“
Die Belehrungen waren dringend nötig vor allen Dingen in den größeren Städten
des Reiches, wo bereits Angriffe erfolgt und Bomben gefallen waren. Die erste Bombe,
die am 12. Juni 1940 auf das brennende Leuchtfeuer in Heek-Averbeck fiel, war ein
Vorbote noch vieler Luftangriffe, die folgen sollten. Das Leuchtfeuer, weithin sichtbar,
bot natürlich den Flugzeugen ein gutes Ziel, so dass an diesem Tage, gegen 2 ½ Uhr
nachts ein Flugzeug eine Sprengbombe auf das Leuchtfeuer abwarf, die jedoch keine
nennenswerten Schäden an der elektrischen Leitung und am Turm selbst verur-
sachte.
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„Englische Flieger beunruhigen während der Nacht unsere Heimat
“
, meldete hierzu
die Nienborger Schulchronik. Nun war die Bedrohung durch feindliche Luftangriffe
auch in Heek und Nienborg real geworden.
Nienborg, Hauptstraße
(Repro: GA Heek)