Luftschutz, Bomben und Flugblätter – Heek und Nienborg in der NS-Zeit 1933-1945
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In der Folgezeit überflogen jetzt immer öfter englische Flugzeuge die Ortschaften,
besonders in den Nächten, in denen ihre Bomberverbände größere Städte angriffen.
Der Landrat und der Amtsbürgermeister reagierten wiederum hektisch in dieser Zeit.
In kurzen Abständen wurde die Bevölkerung über das Verhalten bei Luftgefahr und bei
Ortsalarm durch Bekanntmachungen informiert:
„Sollten zum Beispiel feindliche Flieger über die Ortschaft kreisen, ihn etwa ableuchten
und so offenbar ein Ziel suchen, und wenn unmittelbare Gefahr droht, soll Alarm durch die
Luftschutzwarte gegeben werden. Da jedoch nicht immer rechtzeitig Alarm gegeben werden
kann, hat jeder bei auftretender Gefahr aus sich den Luftschutzkeller aufzusuchen. Jeder
Haushaltsvorstand ist dafür verantwortlich, das seine Haushaltsangehörigen bei Fliederge-
fahr rechtzeitig in, gegen Bombensplitter gesicherte Schutzräume, untergebracht werden.
Ob Gefahr vorhanden ist liegt in seinem eigenen Ermessen. Die Luftschutzwarte und die
Polizeibeamten werden Kontrollen der Luftschutzkeller vornehmen. Jeder Aufenthalt auf
den Straßen ist verboten, Insbesondere das Zusammenlaufen und das Zusammenstehen
von mehreren Personen bei Fliegergefahr. Zuwiderhandlungen werden bestraft.“
Im Juli 1940 fielen im Gebiet
von Heek und Nienborg und
den Bauerschaften des nachts
14 Spreng- und 20 Brandbom-
ben, darunter zwei Blindgän-
ger, die durch die „Luftzeug-
gruppe“ in Münster entschärft
wurden. Es entstand ein gerin-
ger Flurschaden von etwa 200
Reichsmark (RM), der dem
Amt Nienborg zu melden war.
Bei den Bombenabwürfen han-
delte es sich noch nicht um ge-
zielte Abwürfe, wie in späteren
Jahren, sondern um Ballastab-
würfe auf dem Rückflug von
größeren Einsätzen. Mit den
Bomben wurden auch viele
Flugblätter abgeworfen, – in
den Augen der Geheimen
Staatspolizeileitstelle in Müns-
ter, Propagandamaterial und
Hetzschriften –, die von der Po-
lizeibehörde
einzusammeln
und nach Münster abzuliefern
waren. Im Juli und August ver-
anstalteten die Ortsgruppenlei-
ter Reckers in Heek und Aster
in Nienborg eine Suchaktion,
an der auch Schulkinder teil-
nahmen, um möglichst jedes abgeworfene Flugblatt zu finden und abzuliefern. Im Amt
Nienborg wurde je ein Exemplar der Flugblätter zu den Akten genommen.
„Am 22. Juni [1940], 18.50 deutscher Sommerzeit, wurde im Wald von Compiegne der
Dtsch.frz. Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet – Der Krieg im West ist beendet!“
, heißt es
in der Schulchronik. Doch einige Tage später folgte die Ergänzung:
„Auch in diesen Nächten
überflogen feindliche Flugzeuge unsere Gegend. Sie kamen regelmäßig zwischen 12 und
Ausschnitt aus einem Flugblatt
(GA Heek, D 42)