Luftschutz, Bomben und Flugblätter – Heek und Nienborg in der NS-Zeit 1933-1945
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organisiert. Als Beispiel für einen solchen aktiven Einsatz einer Luftschutzwache dient
folgende Anordnung des Amtsbürgermeisters für Franz Schwering und Josef Wol-
tering:
„Sie haben den Dienst um 22.00 Uhr zu beginnen und kann derselbe, falls die Luftlage
es gestattet, morgens 3.00 Uhr beendet werden. In der Zeit von nachts ½ Uhr bis 1 ½ Uhr
kann bei ruhiger Luftlage Bereitschaftsdienst eingelegt werden und ist der Aufenthalt in ei-
nem Wohnraum der Wachhabenden gestattet. Während der genannten Zeit haben sie im
geschlossenen Ort Nienborg Patroulliendienst durchzuführen und besonders auf die Durch-
führung der totalen Verdunklung zu achten. Bei festgestellten Missständen ist die sofortige
Abstellung der Mängel zu veranlassen und die für die Verdunklung verantwortlichen Perso-
nen mir später zu melden. Weiter haben sie auf drohende Fliegergefahr zu achten und zu
diesem Zwecke die Luftlage und feindliche Fliegertätigkeit genau zu beobachten. Sollten sie
Fliegeralarm für erforderlich halten, so haben sie sofort und schnellstens sich telefonisch bei
mir oder bei dem Amtsinspektor Hessing zur Auslösung des Alarmes anzurufen. Ich spreche
die bestimmte Erwartung aus, das sie ihr Amt gewissenhaft ausüben und sich der Größe
der auf sie ruhenden Verantwortung bewußt sind.“
Die Luftschutzwachen waren sich ihrer Verantwortung für ihre Mitbürger durchaus
bewusst und horchten und suchten den nächtlichen Himmel in ihren Heimtorten gründ-
lich ab. Am 11. November 1940 registrierten sie einen nächtlichen Tieffliegerangriff
durch mehrere Flugzeuge (Anzahl unbekannt) vermutlich auf den in der Nähe liegen-
den und beleuchteten Flugplatz Metelen. Vier Sprengbomben und 30 Brandbomben
fielen dabei auch auf Nienborger Gebiet. Am 25. November beobachteten sie, wie ein
anscheinend losgerissener Sperrballon Nien-
borg überflog und dabei an der elektrischen
Hochspannung nicht unbedeutenden Schaden
anrichtete. Die Leitungen waren durchschla-
gen, ein Leitungsmast abgebrochen und eine
Strecke mitgeschleift worden. Die Stromzufuhr
war längere Zeit unterbunden.
Es ist menschlich, dass bei ausbleibender
tatsächlicher Gefahr die Bürger leichtsinniger
wurden, zumindest einige. So äußerte sich der
Polizeipräsident in Münster befremdlich dar-
über, dass nach Auslösung des Fliegeralarms
vielfach Kraftdroschken und private Kraftfahr-
zeuge auf der Straße beobachtet worden wa-
ren, die Insassen aus Gaststätten auf dem
schnellsten Wege nach Hause bringen sollten.
Dieses unzulässige Verhalten sei im Interesse
des Luftschutzes nachdrücklich zu unterbinden.
Weitergehend wurde aufgrund der angespann-
ten Luftschutzlage auch das Abbrennen von
Kerzen auf den Friedhöfen an Allerheiligen und
Allerseelen in diesem Jahr untersagt. Alles, um
Feindflugzeugen kein Ziel zu bieten.
1941
„Eis und Schnee brachte uns das neue Jahr in
Hülle und Fülle zur großen Freude unserer Jugend, hoffentlich bringt es dem gesamten
Deutschen Volke endlich den ersehnten Frieden!“ ... „30.1.41: In der Schule hielten wir eine
Gedenkstunde zur Erinnerung an die 8-jähr. Wiederkehr des Tages der Machtübernahme
durch den Führer.“ ... „Am Nachmittag dieses Tages um 16.30 Uhr sprach der Führer im
Englisches Flugblatt
(GA Heek, D 42)