heek_journal - page 108

von Heinz Schaten
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Im Februar 1939 wurden alle männlichen Mitglieder der Gemeindegruppe Nienborg-
Heek nochmals zusammengerufen, um ihnen für ihre Arbeit hinsichtlich der Mitglied-
erwerbung, Aufklärung und Verhaltensmaßregeln an die Hand zu geben. Es wurde
diesmal auch der Amtsbürgermeister gebeten, persönlich daran teilzunehmen in der
Hoffnung, „
das sie dem RLB zur Durchführung einer ihm vom Führer und seinem Beauftrag-
ten, dem Generalfeldmarschall Göring gestellten hohen Aufgaben im Rahmen der Landesver-
teidigung ihre Unterstützung nicht versagen werden.“
Die Zusammenkunft fand am 23.
Februar in der Gastwirtschaft Hartmann am Bahnhof, abends um 8 Uhr, statt. Ob sich
dieser doch massiven Werbung mit „Notierung etwaiger Ablehnungsgründe“, viele Bür-
ger entziehen konnten, Ist nicht bekannt.
1. September 1939
„(Freitag), Die Schulen wurden wie-
der geschlossen, wegen des Ausbruchs des Krieges mit
Polen, damit die Kinder bei evtl. Fliegerangriffen nicht ge-
fährdet werden. Die Lehrpersonen mußten in dieser Zeit
auf dem Amte Hilfsdienst leisten, bes. bei der Aufstellung
des neu eingeführten Kartensystems u. bei der Ausgabe
von Bezugsscheinen. Wie in ganz Deutschland, verfolgte
man auch in Nienborg mit Staunen und Bewunderung das
schnelle, siegreiche Vordringen unserer tapferen Trup-
pen in Polen, nachdem dieses Land
das Angebot unseres Führers abge-
lehnt hatte. Frankreich und England
erklärten uns dann den Krieg. Sie
glaubten nämlich, Deutschland zerstü-
ckeln zu können. Aber sie hatten sich
schwer verrechnet. Ein Sieg nach dem
anderen wird aus Polen gemeldet. In
18 Tagen ist ganz Polen überrannt! … „Viele Soldaten werden jetzt frei für den Westen. Hier
hält schon seit längerer Zeit unsere Wehrmacht treue Wacht am Westwall.“
(Schulchronik Volks-
schule Nienborg)
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Nun war der Ernstfall eingetreten, allgemeine Hektik breitete sich bei den verant-
wortlichen Stellen aus. Amtsbürgermeister Schlichtmann, als örtlicher Luftschutzleiter,
erließ am ersten Kriegstag eine öffentliche Bekanntmachung, in der mit sofortiger Wir-
kung die vollständige Verdunkelung als Dauerzustand angeordnet wurde. Die Luft-
schutzwarte sollten den einzelnen Haushaltungen über die sonstigen Maßnahmen nä-
here Anweisungen geben. Der Leiter der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Müns-
ter erließ umgehend die Order, ihm
„in allen Fällen, in denen vorsätzliche oder grobfahrläs-
sige Sabotage der angeordneten Verdunklungsmaßnahmen festgestellt wird, mir, unter An-
gabe der Personalien der Personen, zu benachrichtigen, damit festgestellt werden kann, ob
der Täter Kommunist oder Marxist ist. Erforderlichenfalls wird dann das Weitere von hier ver-
anlasst.“
In den ersten Kriegstagen und auch noch danach bis
zum Ende des Jahres erfolgten weitere Anordnungen
des Amtsbürgermeisters.
– 4. September
– „
Bei Fliegergefahr wird als Warnung Signal
durch die Sirene der Firma Jordaan am Bahnhof Nienborg-
Heek gegeben. Weiter wird Warnung durch Läuten der
Brandglocken gegeben. Drei kurze Töne der Fabriksirene, die
öfters wiederholt werden, bedeuten Fliegeralarm. Einmalige
Lange Töne bedeuten Entwarnung. Bei Feuersgefahr wird bis
auf Weiteres die Brandglocke nicht mehr geläutet.“
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