von Heinz Schaten
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stunde [waren] all unsere Hoffnungen auf eine gute Erndte vernichtet. All unsere Ge-
müse und Kornfrüchte sind total zertrümmert und zerschlagen und somit sind wir nun
größtentheils leider ganz arm“ beschrieb Pfarrer Schwicking in Nienborg den bekla-
genswerten Zustand seiner Pfarrei. Der Sturm und Hagel „vernichtete sämtliche Flä-
chen Ackerfrüchte, wirkte zerstörend auf Häuser, Wiesen, Holzungen“, klagte auch der
Heeker Pfarrer Wessendorf.
Das Unwetter hatte auch die Nachbarorte Ahaus, Wüllen, Wessum, Ottenstein, Al-
stätte und Schöppingen getroffen. „Im hiesigen Kreise allein sind 2885 Familien, mit
11200 Seelen mit einem Schaden von circa 200000 Rthl. betroffen“, beklagte der
Landrat in Ahaus das Ausmaß des Unglücks. Überall ein Bild des Jammers, wie man
es sich heute kaum vorstellen kann. Dieses allein durch nachbarschaftliche Verbun-
denheit und Hilfsbereitschaft zu bewältigen, war nicht möglich. Hier musste der Land-
kreis, die Regierung in Münster und nicht zuletzt der König helfen.
Landrat von Westhoven,
bei dem die Unglücksbe-
schreibungen sowie Hilferufe
der betroffenen Gemeinden
unmittelbar nach der Katastro-
phe eingingen, drückte Bür-
germeister von Plönies am 18.
Juli sein Anteilnahme über das
Unglück aus. Er bat ihn zu-
gleich, vereidigte Taxatoren
und andere interessierte sach-
verständige Eingesessene mit
der Aufnahme des Schaden
zu beauftragen. Dazu sollten
spezielle Nachweise über den
Schaden an Häusern und Ge-
höften aber auch über die Ver-
luste an Feld- und Garten-
früchten angefertigt werden.
Vorab drängt der Landrat den
Bürgermeister jedoch, ihm in-
nerhalb von acht Tagen ein
„Grundsteuernachlaßgesuch“
vorzulegen, „damit ich in den
Stand gesetzt werde, [mich]
höheren Orts wegen Unter-
stützung der betroffenen Ge-
meinden mit Erfolg verwenden
zu können.“
Das schleunigst geforderte
Gesuch sollte die genaue Fa-
milien- und Seelenanzahl der
Hagelgeschädigten beinhal-
ten, („Wieviel also Familien und wieviel Personen in dem betroffenen Bezirk bei der
Klassensteuer [von der] letzten Stufe von 1 Rth, oder 1 ½ Rth, wieviel zu 2 Rth, zu 3
Rth, zu 4 Rthl., 6 Rth, 8 Rth, usw. angesetzt sind“), belehrte ihn noch der Landrat.
7
Lfn.
Name und Wohnort
d er Geschäd igten
Gew erbe
Seelen-
zahl
Haushalt
Klassensteuer-
betrag pro
1832 Rthl.
Stad t Nienborg
1 von Heyden, Friedr.
Freiherr
7
24
Klasse I Summe per se
1 Meiners, Anton
Gastwirt
8
12
Klasse II Summa per se
1 Bilderbeck, Ww.
Kaufhändlerin
5
8
2 Lammers, Bd. Heinr.
Tuchfabrikant
2
8
3 Depenbrock, Jos. Heinr.
Handelsmann
8
8
4 Rosery, Fr. Wilh.
Schenkwirt
1
8
Klasse III
Summa zu 8 Rthl.
16
32
1 Rosery, Jos.
Krämer
6
6
2 Weiland, Jos.
Färber
3
6
3 Winkelhues, Jos.
Zimmermann
2
6
4 Schomacker, Jos.
Krämer
4
6
5 Lammers, Ww.
Wollspinner
5
6
6 Telkes, Jos. Th.
Tuchmacher
7
6
7 Lammers, Heinr.
Wollspinner
4
6
8 Platvoet, Jos.
Faßbinder
2
6
9 Uppenkamp
Schenkwirt
9
6
10 Stovermann, Arn.
Pergamentmacher
7
6
11 Nacke, Bd. Wilh.
Wollspinner
7
6
Klasse IV
Summa zu 6 Rthl.
56
66
Dorf Heek
1 Lohmann
Zeller
8
12
Klasse I
Summa zu 12 Rthl.
1 Albers, David
Gastwirt
3
8
Klasse II
Summa zu 8 Rthl.
1 Bömer, Konrad
Krämer
4
6
2 Schwieters, Jos.
Krämer
7
6
3 Stange, Ww.
Schenkwirt
4
6
4 Epping, Herm.
Zeller
3
6
5 Böcker, Fr. Jos.
Ackersmann
3
6
Klasse III Summa zu 6 Rthl.
21
30
Auszug aus d er Klassensteuerliste 1832