von Heinz Schaten
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währende Regenwetter zum Auswachsen kommt, wie sich dieses schon bei denjeni-
gen Körnern zeigt, welche der Sturm aus den Ähren geschlagen hat“, und dass durch
den „Genuß des Brotes von solchen unreifen oder ausgeschlagenen Korn die Gesund-
heit gefährdet wird.“ Er fügte hinzu: „Von Ihnen erwarte ich aber auch, daß sie auf
etwaige schädliche Eigenschaften des zum Verkaufe kommenden Mehls und Brotes
ihre ganze Aufmerksamkeit richten und in Konfrontationsfällen sofort nach den beste-
henden Vorschriften verfahren“ werden. Die Bevölkerung sollte durch öffentlichen Aus-
ruf darüber belehrt werden, was auch am 29. Juli geschah.
Zurück in Ahaus,
wurde Landrat von
Westhoven jedoch
langsam ungeduldig,
denn Bürgermeister
von Plönies hatte im-
mer noch nicht das
verlangte Verzeich-
nis mit Namen, Vor-
namen und Haus-
nummer der Hagel-
geschädigten an ihn
übersandt. Er gab
ihm am 11. August
eine letztmalige Frist
von 3 Tagen. Doch
es dauerte noch bis
zum 21. August, bis
ihm der Bürgermeis-
ter das Verzeichnis
vorlegte. Die vom
Landrat jedoch schon wiederholt geforderten Nachweise über „die hülfsbedürftigen
Hagelbeschädigten nach den Klassensteuerstufen“ sowie den erlittenen Verlust, wa-
ren auch bis zum 8. September noch nicht eingegangen, so dass von Plönies zur Ein-
reichung der Nachweise bei 1 Rthl. Strafe bis zum 9. September aufgefordert wurde.
Diesmal reagierte der Bürgermeister.
Petition an den König
Die Not war groß in der kleinen Bürgermeisterei und angesichts des ungeheuren
Schadens wurden sogleich Rufe zur unmittelbaren Hilfe an den Landesherrn als „Al-
lerdurchlauchtigster König! Großmächtiger König und Herr!“ laut. Nur von ihm, so
schien es, konnte man schnellste und umfassendste Hilfe erwarten. Beide Unterstüt-
zungskommissionen in Heek und in Nienborg verfassten Entwürfe von Petitionen an
den König, in denen sie die Not in ihren Gemeinden schilderten und zum Schluss ba-
ten: „All unsere Gemüse- und Kornfrüchte sind total zertrümmert und zerschlagen und
somit sind wir nun größtentheils leider ganz arm. In dieser uns wahrhaft tief niederbeu-
genden Noth müßten wir und mit unseren nach Brod schreienden Kindern die uns
wohlbekannte Huld und Gnade Euer Königlichen Majestät anflehen. [Sein] wahrhaft
königliches Herz, welches nur für seine getreuen Unterthanen schlägt, Allerhöchst
gnädigst geruhen möge, uns [helfende] Hand aufzuthun, und uns nur soviel gnädigst
zu schenken, daß wir Bewohner des unglücklichen Städtchen nicht vor Hunger sterben
Ackerbürgerfamilie in Heek, 1920er Jahre
(Foto: Klaus Wiethaup)