Luftschutz, Bomben und Flugblätter – Heek und Nienborg in der NS-Zeit 1933-1945
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Theo Rosing hat diese Angriffe in seinen Erinnerungen eindringlich geschildert:
„Mein Vater, zwei meiner Geschwister und ich waren auf dem Heitkamp bei der Kartoffelnach-
lese, als plötzlich zwei feindliche Jäger ohne irgendwelche Vorwarnung mit dem MG feuernd
über uns hinwegbrausten. Wir warfen uns sofort in die Furche und kamen mit dem Schrecken
davon. Die Jabos flogen weiter zum Bahnhof, schossen noch ein paar Mal und verschwanden
am Horizont. Unser Pferd vor dem Wagen war heftig erschrocken, und es dauerte einige Zeit,
bis wir es wieder beruhigen konnten.“
1945
Anfang Januar 1945 richtete der Amtsbürgermeister nochmal ein dringendes
Schreiben an das Luftgaukommando in Münster:
„Die Gemeinde Heek mit 2892 Einwoh-
nern hat keine Luftschutzsirene. Mit dem Eingang einer seit länger als einem Jahr bei einer
Privatfirma bestellten Sirene kann nicht mehr gerechnet werden. Bei der Zunahme der Luftge-
fahr und der Frontnähe ist die Beschaffung einer Sirene eine große Dringlichkeit, was mehrere
Angriffe bewiesen. Die Sirene der Nachbargemeinde Nienborg genügt nicht, da sie bis Heek
nicht durchdringt. Ich bitte um Mitteilung, ob nicht von dort eine Sirene geliefert, bzw. beschafft
werden kann.“
Eine Antwort auf seine Bitte erhielt er nicht mehr.
In Heek waren seit Monaten fünf
Klassen der Volksschule von der
Wehrmacht und eine Klasse von
Schanzarbeitern belegt. Alle Bemü-
hungen auf Freigabe durch den
Amtsbürgermeister
scheiterten.
Notgedrungen wurde der Unterricht
einige Wochen mit wenigen Stun-
den behelfsmäßig in beengten Pri-
vaträumen durchgeführt.
In Nienborg waren vier Klassen der Volksschule ganz durch den Volkssturm belegt.
Eine weitere Klasse war von Schanzarbeitern belegt. Auch hier scheiterten alle Versu-
che auf Freigabe, so dass seit einigen Wochen auch hier der Unterricht behelfsmäßig
in zwei Privaträumen durchgeführt wurde. Jeder Jahrgang erhielt ca. sechs Stunden
Unterricht wöchentlich
.
In den letzten drei Monaten des Krieges hielten die fast tägliche Luftwarnungen,
Fliegeralarme, Tieffliegerangriffe und Bombenabwürfe die Bevölkerung, die organisier-
ten Luftschutzkräfte, die Polizei und besonders den örtlichen Luftschutzleiter, Amts-
bürgermeister Schlichtmann, in ständiger Anspannung. Dazu kam das Donnern der
Ferngeschosse (V2), die aus dem von Oer’schen Wald abgefeuert wurden, wie Theo
Rosing schrieb:
„
Ich kann mich noch gut erinnern, daß am Silvesterabend 1944/45 um 12
Uhr gleichzeitig zwei Raketen abgefeuert wurden, eine aus dem van Oerschen Busch und eine
vom Kalvarienberg aus. Es war beeindruckend, wie sich die Wege der beiden Raketen, einen
Feuerschweif hinter sich herziehend, kreuzten.“
– 13. Januar:
Ein feindliches Flugzeug griff auf der Reichsstraße in der Bauerschaft Ahle einen
Lastkraftwagen mit Bomben an. Der Wagen wurde beschädigt. Das Flugzeug stürzte nach
kurzer Flugstrecke ab. Der Pilot war tot. Das Flugzeug verbrannte.
–
14. Januar:
In der Bauerschaft Averbeck stürzte ein feindliches Flugzeug nach einem Luft-
kampf ab. Die Maschine verbrannte, der Pilot rette sich durch Absprung und wurde später
gefangen genommen und dem Fliegerhorst Rheine übergeben.
– 17. Januar:
In Nienborg, Callenbeck landete ein beschädigtes viermotoriges Flugzeug mit
neun Mann Besatzung. Die Besatzung wurde gefangen genommen und das Flugzeug sicher-
gestellt. Die Besatzung wurde vom Fliegerhorst Rheine abgeholt. Die neun-köpfige Besatzung
Januar 1995
35
-
51 Std./ 45 Min.
-
59
69 Std./ 10 Min.
Februabr 1945 72
81 Std./10 Min.
-
102
101 Std./30 Min.
54
48
GA Heek (Alarmdauer aus Akte D 42 übernommen) Im März 1945 fanden keine
Aufzeichnungen der Alarme mehr statt.
25
10
43
16
34
38
Fliegeralarme, Öffentliche Luftwarnung (Ö.L.W.)
1 9 4 5
Alarme Ö.L.W.
am Tage Abends/ Dauer der
Alarme
Nachts