D o r f g e s c h i c h t e n
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hatte anscheinend nichts gesehen. Bruns eilte wieder nach draußen und fand,
„im Ab-
stand von 20 m vom Hause entfernt nach Nienborg zu, die zerrissenen Zeichnungen
und den übrig gebliebenen Teil ganz zerknickt.“
Josef Bruns war sich später ziemlich sicher, dass
„weder von Nienborg noch von Heek
einer vor dem Hartmannschen Hause herging. Nach meinem Dafürhalten hat einer mit
einem Stock die Zeichnung vom Tisch gearbeitet und in Empfang genommen.“
Erbost
begab er sich nochmal in die Wirtschaft und sagte zu Hartmann, dass es doch eine
Frechheit sei, was man mit seinen Zeichnungen gemacht habe. Mit dem er das sagte,
kam der Schneider Lammers hinzugelaufen und rief:
„Du kannst mich doch nicht in
Verdacht haben“.
Er war sehr aufgeregt und wiederholte seine Worte, worauf ihm der
Wirt zurief,
„wenn du es nicht getan hast, brauchst du ihm doch nicht nachzulaufen.“
Der Wirt habe ihm später gesagt, erinnerte sich Bruns, das Lammers auch lange nach
seinemWeggang keine Ruhe gegeben, sondern immer wieder gerufen habe:
„Der wird
mich doch wohl nicht in Verdacht haben.“
Josef Bruns hob die
zerrissenen und zerknit-
terten Papiere auf und er-
stattete am nächsten Mor-
gen Anzeige bei seinem
Dienstherrn, dem Amt-
mann, Ignatz Freiherr von
Twickel
1
. Dem war natür-
lich sehr daran gelegen,
den Sachverhalt aufzuklä-
ren, schließlich waren es
amtliche Dokumente, die
mutwillig vernichtet wor-
den waren.
2
Zwei Tage später lud
der Amtmann zunächst
die Wirtin, Maria Hartmann, vor. Sie bestätigte, dass der Amtstechniker Bruns seine
Zeichnungen auf dem vor dem Hause stehenden Tisch abgelegt hatte. Dann sei dieser
in die „Vorderküche“ gegangen, wohin später auch der Schneider Lammers mit seinem
Gesellen und auch der Uhrmacher Berenbrock gegangen waren. Die drei letztgenann-
ten hätten sich „
sich in aufgeregten Zustand wegen des stattgehabten Termines“
be-
funden. Als dann der Schneider Lammers in die „Hinterküche“ ging, sei sie ihm dahin
gefolgt. Derselbe habe sich dort ungefähr 10 Minuten aufgehalten, sei dann zur Toi-
lette gegangen und von dort aus direkt zurückgekehrt. Sie sei „
bereit, unter Eid zu
bekunden, daß der p. Lammers sich nur in der Hinterküche und auf dem Abort aufge-
halten hatte. Vor dem Hause und auf dem Wege nach Nienborg hat sich der p. Lam-
mers nicht aufgehalten.“
Ein gutes Alibi für den Schneider Heinrich Lammers?
Am selben Tage vorgeladen, bestritt der Schneider Lammers in kurzen, knappen
Worten vor dem Amtmann, die Zeichnungen des Technikers Bruns vernichtet zu ha-
ben, „ich
weiß nicht, wer die Zeichnung vernichtet hat und habe auch keinen Verdacht“.
Sein Geselle, Heinrich Schmitz, sagte aus, dass er, sein Meister, Berenbrock und
Josef Bruns sich in der Hartmann’schen Küche aufgehalten hätten.
„Wie wir eine Zeit
lang dort gesessen hatten, bestellte der p. Lammers für mich, da ich angetrunken war,