heek_journal - page 145

D o r f g e s c h i c h t e n
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nicht der Polizeidiener Kötte oder auch auswärtige Gendarmen zu dieser Stunde auf
den Straßen in Nienborg patrouillierten.
Es war Pech für sie, dass
gerade an diesem Abend
der Fußgendarm Preiss aus
Epe in Nienborg unterwegs
war und in der Gaststätte
Vrenegor noch Licht bren-
nen sah. Er betrat leise den
Gastraum, sprach die Wirtin
Witwe Vrenegor an und ver-
wies auf die Sperrstunde.
Frau Vrenegor gab an, dass
sie schon lange „Feier-
abend geboten“ habe, doch
es habe niemand auf sie ge-
hört. Fußgendarm Preiss
besah sich die fröhliche
Gästerunde, die sich keines-
wegs still und ängstlich ver-
hielten, nur weil ein Hüter des Gesetzes in der Wirtschaft war. Er forderte sie auf, um-
gehend die Wirtschaft zu verlassen, hatte damit jedoch keinen Erfolg. Im Gegenteil,
einige von ihnen benahmen sich ganz besonders widerspenstig, indem „
sie erst nach
der dritten, meinerseits mit Intervallen gegebenen Aufforderung und vorher angedroh-
ter event. Gewaltanwendung, das Local verließen.“
Der Fußgendarm forderte in seiner
späteren Anzeige eine besondere Bestrafung der Herren Fabry, Rohling und Schilling,
da diese sich besonders widerspenstig gezeigt hätten.
„Wegen Beleidigung und des
Widerstandes“
wolle er gegen Fabry eine besondere Anzeige einreichen. Und, ver-
merkte er noch,
„die Wirtin Ww. Vrenegor soll sich nicht im Besitze einer Schankkon-
zession befinden. Auf meine am 27. an die Vrenegor gerichtete Frage nach der Kon-
zession, konnte sie mir weder eine Konzessionsurkunde vorzeigen, noch war ihr etwas
von einer solchen bekannt. Die Steuerzettel der Schankgewerbesteuer lauteten nach
ihrer Angabe auf den Namen „Gausepohl“
.
Amtmann von Twickel setzte am 15. Juli für die beiden Erstgenannten eine erhöhte
Strafe von 5 Mark wegen besonderer Widerspenstigkeit fest, für die übrigen 3 Mark.
6
Ob der Fußgendarm tatsächlich noch eine besondere Anzeige gegen den Kaufmann
Fabry erstattete, konnte nicht festgestellt werden. Die Wirtin Vrenegor erhielt eine
Strafe von zehn Mark wegen Nichteinhaltung der Sperrstunde. Die Prüfung ob eine
Konzession vorliege, ergab, dass dem Vorgänger der Wirtin, der Wirt „Gausepohl“ be-
reits vor 1870 eine Konzession erteilt worden war.
19.11.2016 11:46 /C:\Users\Heinz\Documents\Heimat- und Rathausspiegel\Alte und neue Heimatspiegel\aaRathausspiegel
2015\aaDruckbeiträge.ten M Rathausspiegel 2015 Entwürfe\Die zerrissenen Zeichnungen.doc
.
1
Freiherr Ignatz von Twickel, Amtmann des Amtes Nienborg vom 1. 4.1901 bis zum 31. 3. 1907.
2
C 378 - Acta specialia betr. vorgefallene Delikte. C 723 - Acta Personalien für den Amtstechniker Bruns zu Epe.
Bruns war von 1904 bis 1910 als Bautechniker des Amtes Nienborg und zugleich des Amtes Epe beschäftigt.
3
Wo genau seinerzeit der Steg über die Dinkel gewesen ist, ist nicht bekannt. Vielleicht an derselben Stelle, an der
in späteren Jahren eine Holzbrücke über die Dinkel gebaut worden ist.
4
C 401 - Acta Specialia betr. Strafverfügungen, Anzeigen.
5
Antonia Vrenegor geb. Sendhoff verw. Hoffschulte, Ehefrau des Wirtes Gerhard Vrenegor, Nienborg, Haus Num-
mer 4, heute Hauptstraße 19, (GA Heek, C 3734).
6
C 401 -
Liste der Konzessionen in der Akte C 155 - Acta Generalia betreffend Gast- und Schenkwirtschaften.
Hauptstraße/ Burg in Nienborg
(Repro: GA Heek)
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