von Heinz Schaten
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Reumütig erklärte er dann auch am 29. April: „Unter Zurücknahme meines Proto-
colls vom 23. d.M. erkläre ich mich hierdurch des verübten Schießens am Sonntag
dem 13. d.M. schuldig und bemerke noch ausdrücklich, daß dasselbe allein von mir
ohne fremde Beihülfe bewirkt worden ist. Ich erkenne an, sowohl durch das Schießen
aus auch durch mein Läugnen gefehlt zu haben, bitte aber um milde Strafe, da mir als
Ausländer die hier bestehenden Vorschriften nicht genug bekannt waren.“
Amtmann Waldemar von Niebelschütz verhängte gegen ihn eine Strafe von 2 Mark,
ersatzweise 1 Tag Haft.
„Sonst haben wir weder gesungen noch sonst Unfug gemacht, …“
Nächtliche Ruhestörer auf dem Kirchplatz in Heek
Welche Lieder die jun-
gen Burschen aus Heek
und Nienborg in der Nacht
vom fünften zum sechsten
Juni 1892, zwischen zwei
und drei Uhr, gesungen
hatten, geht aus der An-
zeige
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nicht hervor. Jeden-
falls laut und ruhestörend
muss es gewesen sein,
denn sonst hätte der Hee-
ker Polizeidiener Hermann
Büscher, der in unmittelba-
rer Nähe der Lärmquelle
wohnte und davon wach
geworden war, sicherlich
keine Anzeige erstattet. Die
lärmenden Burschen aus
Nienborg waren Fabrikar-
beiter August Schlüter und
Theodor Fortkamp, die Sei-
denweber Josef Piegel,
Franz Franzbach, Franz
van Ledden, Heinrich Kem-
per, Clemens Lammers so-
wie der Maurer Engelbert
Depenbrock und aus Heek
Johann Bernard Kösters, Wilhelm Schroer, Heinrich Bendfeld, Anton Rosing, Hermann
Schepers und Theodor Sueck.
In der Anzeige, des Polizeidieners vom 7. Juni hieß es, dass die jungen Leute durch
lautes Singen und Johlen ruhestörenden Lärm verursacht hatten. Die benannten Hee-
ker hätten sich alle daran beteiligt, während dies auf Nienborger Seite nur August
Schlüter, Theodor Fortkamp, Josef Piegel und Engelbert Depenbrock waren. Er bean-
tragte gegen die Ruhestörer eine Untersuchung und Bestrafung.
Vorgeladen und vernommen wurde vom Amtmann als erster der Weber Heinrich
Kemper aus Nienborg, der berichtete, dass die Nienborger Gruppe sich in der Tatnacht
auf „den nach Coesfeld gehenden Nienborger Prozessionsweg“ befunden hätte und
Kirchplatz Heek, 1930er Jahre
(Foto: Klaus Wiethaup)