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D o r f g e s c h i c h t e n
„… indeß glaube er, daß vielleicht einer von den in Legden wohnen-
den Juden ihm die Kuh gestohlen hätte.“
Verdächtigungen gegen einen Legdener Juden
Am Dienstag, den 3. August 1826 begab sich
Wilhelm Schürmann aus dem Dorf Heek zum Büro
des Bürgermeister Louis von Plönies in Nienborg,
um den Diebstahl einer Kuh, die seinem Vater ge-
hörte, anzuzeigen. Den genauen Hergang schil-
derte er dem Bürgermeister, der ein Protokoll
hierzu aufnahm.
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Danach ereignete sich der Dieb-
stahl in der Nacht vom 1. auf den 2. August. Zum
möglichen Tathergang gab Schürmann an, das die
Diebe „mittels Wegschiebung zweyer hölzernen
kleinen Riegel die große Hausthüre geöffnet“, und
die Kuh mitsamt „dem neuen Stricke, womit die-
selbe in dem Stalle angebunden gewesen“, fortge-
führt hätten. Er beschrieb das exakte Aussehen der
gestohlenen Kuh wie folgt: „Diese Kuh ist ganz
schwarzer Farbe, hat unter dem Bauche von der Brust an bis ungefähr zum Euter hin
eine schmale Reihe Streifen, die Stirne des Kopfes ist mit bunten Flecken bedeckt,
und hat zudem einen weißen Stern mitten vor dem Kopf. Alter 4 Jahre – Besondere
Kennzeichen: Hin und wieder sogenannte Maibülten – Hinter die Hörner eine Vertie-
fung in der Haut, verursacht von zu starkem Binden des Strickes.“
Auf die Frage
des Bürgermeis-
ters, ob eventuell
Nachbarn oder an-
deren Personen
Verdächtiges auf-
gefallen sei, gab
er an, dass sein
Nachbar Münster-
mann in der be-
sagten Nacht von
der Bleiche nach
Hause gegangen
sei. Ihm waren
dabei „ein unbe-
kannter Mann
nebst Frau begeg-
net, die eine Kuh
am Stricke geführt hätten; es sey ihm indeß ob dieser seltsamen nächtlichen Erschei-
nung so unheimlich geworden, daß er vor Angst davon gelaufen sei“. Immerhin eine
Spur, aber wohin führte diese? Wilhelm Schürmann legte dem Bürgermeister seine
Theorie der möglichen Täter vor. Er habe, „zwar gegen keinen Menschen Verdacht,
Auszüge aus dem Protokoll
Hauptstraße in Heek, 1920er Jahre
(Repro: GA Heek)