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Tod eines Wanderburschen in der Dinkel
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Strümpfe wiedergebe, er wolle aber bei den Nachbarn einen Haken holen, um ihn herauszu-
ziehen“
. Danach ging er, wie sich Stange später erinnerte, zu der Stelle wo der Ba-
dende seine Kleider abgelegt hatte und entfernte sich in Richtung der Bauerschaft
Averbeck. Ob er dabei die Kleider des Ertrunkenen berührt oder gar untersucht hatte,
vermochte er nicht zu sagen. Jedenfalls sei er nicht zurückgekehrt.
Amtmann Waldemar von Niebelschütz war am Unglückstag in Heek dienstlich tätig,
als ihm von einem Dorfbewohner mitgeteilt wurde, dass an der Dinkelbrücke ein frem-
der Mann ertrunken sei. Unverzüglich eilte er mit dem Polizeidiener Hermann Büscher
und dem Gemeindevorsteher Heinrich Epping zu der besagten Stelle, wo sie
„im Was-
ser liegend eine leblose, nur mit einem Taschentuch um die Lenden bekleideten menschlichen
Körper fanden.“
Der Polizeidiener Büscher zog die Leiche des Mannes ans Ufer. Zufällig
anwesend war auch der
„Stud. Med. Ohrendorf“
, der ca. eine dreiviertel Stunde lang
vergeblich Wiederbelebungsversuche machte.
„Nach Lage der
Verhältnisse, wie
auch durch Aussage
von an der Dinkel
anwesenden Perso-
nen unterliegt es
keinem Zweifel, daß
der Tod in Folge
Schlaganfalles ein-
getreten war“,
resü-
mierte der Amt-
mann und ließ die
Leiche zum Sprit-
zenhaus in Heek
bringen. Die Un-
tersuchung der am
Ufer gefundenen
Kleider des ertrun-
kenen Burschen –
graue Arbeiterho-
se, schwarzer Tuch-
rock, Leinenhemd,
steifer Filzhut, Gummizugstiefeletten – erbrachte nichts, was auf die Persönlichkeit des
Verstorbenen schließen ließ. Es wurden keinerlei Legitimations- oder sonstige Erken-
nungspapiere gefunden. Die Statur beschrieb der Amtmann mit
„Größe ca. 1,50 m, pro-
portioniert, dunkles, etwas krauses, kurz geschnittenes Haar, Voll- und Schnurbart“.
Der
Schöppinger Arzt, Dr. Müller wurde telegraphisch gebeten, sofort nach Heek zu kom-
men, um den Toten zu untersuchen und einen Totenschein auszustellen. Das Obduk-
tionsergebnis ergab, dass keine äußerlichen Verletzungen vorgefunden worden waren
und dass
„zweifellos, der Tod in Folge Herzschlag eingetreten ist“
.
Amtmann Niebelschütz lud am folgenden Tag Hermann Stange vor und nahm ein
Protokoll auf, in dem dieser den Unfallhergang schilderte. Abschließend merkte Her-
mann Stange auf Befragen noch an, dass das Wasser dort, wo der Verunglückte zu-
letzt Lebenszeichen von sich gegeben habe, nur etwa 2 Fuß
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tief ist, während es unter
der Brücke wohl etwa 5 Fuß tief sei. Er habe außerdem beobachtet, dass
„die beiden
Alter Dinkelverlauf in Heek. Im Hintergrund die Dinkelbrücke.
(Repro GA Heek)
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