D o r f g e s c h i c h t e n
3194
davon dann nach Heek abgebogen sei. Dort hätten sie vor der Gastwirtschaft Brink-
hues am Markt den Chausseearbeiter Anton Rosing und vier weitere junge Männer
aus Heek getroffen, „welche sich beim Vorbeigang der Prozession schlafend stellten,
dann aber zur Brinkhues’schen Kegelbahn gingen und hier mit den Kegelbällen zu
werfen begannen, und auch sonstiges Geschrei verübten.“ Sie selbst seien weiter zur
Wirtschaft Büscher gegangen, die noch offen hatte, um daselbst noch „einen Schnaps
bezw. ein Glas Bier“ zu trinken. Nachdem sie die Wirtschaft Büscher wieder verlassen
hätten, sei man zur Heeker Pastorat gegangen um sich die „neu angelegte Gräfte“
anzuschauen.
Auf Vorhaltung des Amtmanns erklärte Kemper, dass er nicht leugnen könne, dass
hier „von mehreren von uns gesungen“ worden ist. Nur zögerlich gab er zu: „Gesungen
haben so viel mir be-
kannt ist, August Schlü-
ter und Josef Piegel, wo-
gegen mir solches von
den Anderen nicht be-
kannt geworden ist. Ich
selbst habe weder ge-
sungen noch sonstigen
Scandal gemacht.“ Wohl
wusste er freimütig zu
berichten: „Als wir von
der Pastorat weg und
nach Hause gingen, wa-
ren die Heeker noch auf
der Straße und am Lärm
machen.“ Früh morgens
um vier Uhr seien sie
wieder in Nienborg ein-
getroffen.
Die Heeker jungen
Burschen waren sich ih-
res Unfugs wohl be-
wusst, zu deutlich hatte
Polizeidiener Büscher
darauf hingewiesen, dass er Anzeige erstatten und Ermittlungen aufnehmen würde.
Vier von ihnen erschienen einige Tage später „freiwillig und ohne Ladung“ auf dem
Amtsbüro und gaben zu Protokoll: „Nachdem uns bekannt geworden, daß bezüglich
der in der Nacht vom 5. zum 6. d.M. vorgekommenen Ruhestörungen, Ermittlungen
angestellt sind, bekennen wir uns in folgenden Sachen schuldig: „Wir […] saßen in der
betr. Nacht bei Brinkhues vor der Thür u. waren hier in Schlaf gekommen, bei uns
befand sich wahrscheinlich noch der Herm. Schaper. Als die Nienborger Prozession
vorbei war, wurden wir wach und standen verschiedenen Nienborgern (worunter wir
den Weber Piegel gekannt haben), gegenüber. Mit diesen sind wir dann zu Hülswith
Haus [Küsterei] gegangen, nachdem sich noch Theodor Sueck aus Averbeck zu uns
gesellt hatte. Die Nienborger Leute sind dann nach Büscher gegangen, während wir
uns zurückbegeben haben.
Wir müssen einräumen, auf der Brinkhues’schen Kegelbahn gewesen zu sein, über-
haupt können wir nicht leugnen hier mit den Bällen geworfen zu haben und mag hier
Wirt Franz Büscher – Rückseite der Wirtschaft Büscher
(Foto: Klaus Wiethaup)